Drei Schritte zu dir (German Edition) by Rachael Lippincott & Mikki Daughtry & Tobias Iaconis

Drei Schritte zu dir (German Edition) by Rachael Lippincott & Mikki Daughtry & Tobias Iaconis

Autor:Rachael Lippincott & Mikki Daughtry & Tobias Iaconis [Lippincott, Rachael]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783423435901
Herausgeber: dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG
veröffentlicht: 2019-05-23T22:00:00+00:00


Kapitel 13

Stella

Ich drücke mir Flicki fest an die Brust und blicke von meiner Mom zu meinem Dad, die links und rechts von mir sitzen. Beide lächeln mir schmallippig zu, doch keiner schafft es, den anderen anzusehen. Also schaue ich lieber zu dem Bild von uns an meiner Tür, wünsche mir die Eltern darauf zurück, die, die mir immer gesagt haben, dass alles gut gehen wird.

Ich atme durch und unterdrücke ein Husten, während Dad sich mit Small Talk abquält.

Er greift zu dem rosa Kalender, den die Cafeteria in sämtlichen Zimmern verteilen lässt. »Scheint, als gäbe es heute Abend Brokkolicremesuppe. Dein Lieblingsessen, Stell!«

»Unwahrscheinlich, dass sie nach der OP gleich wieder essen kann, Tom«, giftet meine Mutter ihn an und sein Gesicht wird lang.

Ich ringe mir etwas Begeisterung ab. »Wenn ich mich danach fühle, dann lasse ich mir garantiert welche bringen!«

Es klopft an der Tür und ein Pfleger kommt herein, mit OP-Haube und blauen Latexhandschuhen. Meine Eltern stehen beide auf, mein Vater greift nach meiner Hand.

Es ist so anstrengend, sie ruhig zu halten.

»Wir sehen uns bald, Schätzchen«, sagt meine Mutter und beide umarmen mich fest und ein bisschen zu lang. Die Reibung an der Sonde tut weh, aber ich klammere trotzdem weiter, will sie nicht loslassen.

Der Transportpfleger stellt auf beiden Seiten meiner Rollliege das Gitter hoch, hakt es mit einem Klicken ein. Im Rausrollen starre ich noch auf Abbys Zeichnung von der gesunden Lunge, spüre ihren Lockruf. Ich wünschte mir so sehr, sie wäre jetzt bei mir, um meine Hand zu halten und das Lied zu singen.

Der Pfleger rollt mich den Flur hinunter, die Gesichter meiner Eltern werden immer kleiner, und schon schiebt er mich in den Aufzug am Ende des Gangs. Als die Türen zugleiten, lächelt er mich an. Ich will ja zurücklächeln, doch mein Mund verweigert den Dienst. Ich umklammere die Decke, verwebe meine Finger mit dem Stoff.

Die Tür plingt auf, die vertrauten Gänge huschen vorbei, alles scheint viel zu grell, zu steril, um Einzelheiten zu erkennen.

Nun passieren wir die schwere Doppeltür zur OP-Schleuse und enden in einem Raum etwas weiter den Gang hinunter. Der Pfleger schiebt die Rollliege an die richtige Stelle. »Brauchst du noch was, bevor ich rausgehe?«, fragt er.

Ich schüttle den Kopf, versuche tief zu atmen, als er verschwindet und im Zimmer plötzlich bis auf die piepsenden Monitore völlige Stille herrscht.

Ich starre an die Decke, versuche die wachsende Panik zu zähmen, die in mir wütet. Ich habe alles richtig gemacht. Ich war vorsichtig, ich habe das Fudicin aufgetragen, ich habe meine Medikamente zur richtigen Zeit genommen und trotzdem liege ich jetzt hier vor dem OP.

All das Rumgestresse, all die zwanghafte Einhaltung von allem für nichts und wieder nichts.

Ich glaube, jetzt kapiere ich es. Wie Will auf dieses Dach steigen konnte. Ich würde jetzt auch alles geben, nur um von dieser Rollliege zu klettern und ganz weit wegzurennen. Nach Cabo. Zur Sixtinischen Kapelle in den Vatikan. Zu all den Dingen, die ich bisher vermieden habe, um ja nicht kränker zu werden, nur, um am Ende doch hier zu liegen



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